Das morphogenetische Feld, die Nordstraße und die Pilze
- Brigitte Hartung-Gremm
- May 15
- 3 min read

Erinnert ihr euch an meine Katze Linda? Sie lebt seit vielen Jahren bei mir, ist Freigängerin und in allem vollkommen frei. Sie kann kommen und gehen wann sie will, sie kann so oft und so viel fressen wie sie will und schlafen wo sie will. Bis vor einigen Monaten hat sie häufig am Fußende meines Bettes geschlafen, leider hat das irgendwann aufgehört, und da sie machen kann, was sie will, konnte ich sie leider auch nicht davon überzeugen, dass der beste Platz in der Nacht bei mir ist.
Gestern Abend jedoch legte sie sich im Bett auf meine Füße, ich bin sicher sie hat geahnt, dass ich heute einen Termin beim Orthopäden habe, denn irgendetwas stimmt mit meinem linken Fuß nicht, er ist seit Wochen ein wenig geschwollen und manchmal schmerzt er auch. Linda blieb die ganze Nacht schnurrend auf meinen Füßen liegen, als würde sie mir signalisieren wollen: Ich mach das schon, du musst nicht zum Arzt. Auf mein morgendliches von Herzen Danke strahlte sich mich mit einem gern geschehen an.
Ich machte mich am Morgen trotzdem auf den Weg zum Orthopäden, der seine Praxis in einer Kleinstadt hat, in der ich vor vielen Jahren gelebt habe. Ich war ein wenig zu früh und beschloss, in die Nordstraße zu fahren. Ich war seit 40 Jahren nicht mehr dort gewesen. Was sich wohl dort alles verändert hat? Das Haus von Else sah ganz anders aus, nicht mehr so bunt und so fröhlich. Ich fuhr langsam die Straße entlang und erinnerte mich an Frau Schneider und Frau Schäfer und kam zu dem kleinen Haus, in dem wir zwei Jahre gewohnt hatten. Die kleine Idylle gibt es nicht mehr, denn direkt daneben ist jetzt ein großes, massives Mehrfamilienhaus, genau auf der Wiese, auf der wir mit meiner Mutter den Ententanz mit den Kindern getanzt haben und mit Nachbarn das eine und vor allem auch das andere Glas Wein am Abend getrunken haben.
Ein wenig sentimental dachte ich: Alles im Leben unterliegt der Veränderung, nichts bleibt so wie es ist…
Im Wartezimmer des Arztes kam eine alte Dame auf mich zu und schaute mich lange fragend an. Ich hatte auch das Gefühl, sie zu kennen und auf meine Frage, wir kennen uns doch? erhellte sich ihr Gesicht, und sie sagte, ja, wir waren Nachbarn auf der Nordstraße. Wie lang ist es her? 40 Jahre? Und dann erkannte ich sie, es war Frau Schneider, an deren Haus ich vor 10 Minuten nach 40 Jahren vorbeigefahren bin und mich an sie erinnert hatte. So ein Zufall… Wir erzählten einige Zeit, und dann hatte sie Tränen in den Augen und sagte: Immer wenn die Pilzzeit kommt, muss ich an ihre Mutter denken, sie kannte sich doch so gut aus. Dann hatte ich auch Tränen in den Augen, denn für ein paar Momente hatte meine Mutter den Himmel verlassen und war bei uns, ich habe ihr fröhliches Lachen wieder hören können.
Was sind schon 40 Jahre? Naja, es ist auf jeden Fall eine lange Zeitspanne, denn ich bin inzwischen ja auch eine alte Dame… Aber, was ist Zeit wirklich? Ich kann in jedem Moment in die Vergangenheit eintauchen, und sie ist wieder da, und ich bin wieder Teil von ihr, sogar das Lachen meiner Mutter klingt wieder durch den Raum, ich kann es in meinen Ohren hören und in meinem Herzen fühlen.
Unserem Körper-Geist-System ist die Zeit egal. Wenn ich mich emotional auf die Erinnerungen einlasse, erfahre und fühle ich sie im Jetzt, sowohl die positiven als auch die negativen Erfahrungen. Wenn ich mich auf etwas in der Zukunft freue, dann erlebe ich die Freude im Jetzt. Wenn ich Angst vor etwas oder generell vor der Zukunft habe, dann fühle ich die Angst im Jetzt.
Also, wer oder was kann uns daran hindern, dass wir uns in der Vergangenheit, im Jetzt und in der Zukunft auf das Positive fokussieren?
Und, ihr wisst es sicherlich schon, die Diagnose von Linda war natürlich richtig, eine Sehnenscheidenentzündung, die am besten mit Katzenschnurren zu heilen ist.
Danke für die schöne Geschichte . Gänsehaut ❤️ja und wir dürfen in jeder Zeit das positive erkennen
Ein berührender und guter Impuls. P.S. Solche Tiere sind ein Geschenk!